Ich mag den Geruch des Herbst. Ich liebe es, wenn sich die Blätter verfärben und genieße die ruhigen Spaziergänge im
Wald. Die Natur, die sich langsam auf die stille Zeit vorbereitet, schenkt auch mir Einsicht auf ein Leiserwerden der Kraft.
In dieser Zeit sammle ich die letzten Blüten,
Wurzeln und Blätter sorgsamer. Ich rühre die letzten Salben, dörre zum letzten Mal Blätter und hoffe jedesmal, das uns das Gesammelte bis zum nächsten Frühling reicht. Was es immer tut. Und
wenn es vermeintlich nicht reicht, halte ich mich an den Gedanken: 'Die Natur gibt uns genug'.
Viel Geduld braucht es, wenn sich wieder ein neues Kraut in mein Leben schleicht. Gerade verarbeite ich die wunderbaren Wurzeln des Angelikabaumes. Ich beobachte das Wesen der Pflanze, teste die Wirkung, tausche mich mit anderen Kräuterfrauen und -Männern aus und lese mich ein in die Bücher der Kräuterspezialisten. Nach einigen Monaten bis Jahre fühle ich mich mit den Kraut so verbunden, dass das Wissen um die Wirkung tief verinnerlicht ist.
Meine Arbeit mit den Kräutern beflügeln mich. Das Leben mit den unterschiedlichen Wirkungen der Naturkraft gibt mir Zuversicht, das eigentlich vieles einfach einfach ist. Für so vieles ist ein
Kraut gewachsen, wir müssen nur rausgehen und einsammeln. Bei meinen Kursen ertappe ich mich immer wieder, wie ich bei fast jedem Kraut sage: 'das isch eis vo mine Lieblingschrüüter; es isch soo
wertvoll'. Sie sind alle wertvoll, vom unscheinbaren Gänseblümchen bis hin zur großen Tanne.
Die Kräuterkraft ist erwacht! Wie schön sind die zart duftenden Veilchen und Schlüsselblumen, stärkender Bärlauch, Löwenzahn und Gänseblümchen -einfach zum Verlieben!
Natürlich kann ich nicht widerstehen und habe fleissig gesammelt; auch dieses Jahr bin ich wieder stundenlang total glücklich vor den kleinen wundervollen Veilchen gesessen und habe hunderte von diesen blauen Blümlein zusammengetragen. Ein grosser Teil davon kommt in ein Gefäss mit Essig und reift dann einige Tage oder Wochen an der Sonne. Den aromatischen Veilchenessig verwende ich im Sommer für köstlich leichte Salatsaucen. Auch für eine Tinktur sind meist genügend Blüten vorhanden und die restlichen Veilchen (oder die wieder frisch gesammelten) werden zu wohltuendem Veilchenwasser verarbeitet. Ich benötige das Veilchenwasser für meine eigene Nachtcreme, es schützt die Haut, wirkt erfrischend und hilft bei Hautunreinheiten.
Jedes Jahr warte ich sehnlichst auf den Bärlauch. Er stärkt die Verdauung und hilft die Frühjahrsmüdigkeit abzuwehren. Die wohlig schmeckenden Blätter sammle ich dann am liebsten vormittags, wenn die Blätter nicht mehr vom Tau nass sind. Sofort werden die perfekten Blätter in Öl eingelegt und somit Bärlauchöl hergestellt. Mit dem Rest mache ich feines Pesto. Meist gehe ich wieder und wieder zum Bach, um Bärlauch für den Salat zu sammeln. Die Kinder mögen zwar den Bärlauchgeschmack nicht besonders, dezent eingesetzt macht es der Familie aber nichts aus.
Oh und diese Schlüsselblumen.. Welch zarter Geruch liegt in der Luft -Freude pur! Ich verwende die Schlüsselblumen für eine Teemischung, die besonders den Kleinen in der Grippe-Zeit mundet. Eine liebe Freundin macht stets Tee aus den getrockneten Schlüsselblumen, sobald eines ihrer Kinder hustet. Meist klingt der Husten ab bevor er lästig wird. Vielleicht ist der Tee auch deshalb so hilfreich, weil die Kinder selbst so Freude am Mitsammeln haben.